Warum das Fach Sozialkunde?
Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Demokratie. Dies ist für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit. Die Demokratie ist jedoch eine besondere Staatsform: Voraussetzung für ihr Funktionieren ist die Mitwirkung ihrer Bürger.
Das Fach Sozialkunde trägt zum Aufbau eines individuellen Wertesystems bei, das ethische Maßstäbe für die eigene Lebensführung setzt, sich auf Demokratie, Frieden und Freiheit als fundamentale Prinzipien und insbesondere auf die Achtung der Menschenwürde sowie der Menschen- und Bürgerrechte gründet und die Ablehnung extremistischer Grundhaltungen einschließt. Denn Demokratie kommt von innen und so ist es die zentrale Aufgabe des Sozialkundeunterrichts, unsere Schüler*innen zur demokratischen Mitwirkung zu befähigen und damit zur Entwicklung politischer Mündigkeit beizutragen.
Dies zum Ziel ist das Kernanliegen des Unterrichts die persönliche Identitätsfindung, das Erlernen der Spielregeln des demokratischen Zusammenlebens sowie die Akzeptanz kontroverser Positionen und deren distanzierte Betrachtung. Dabei ist es die Aufgabe der Lehrer*innen Themen, welche in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden, auch entsprechend darzustellen und den Schüler*innen zugänglich zu machen. Dabei sollen die Schüler*innen nicht mit einer bestimmten Meinung beeinflusst werden, sondern vielmehr zu einer eigenen Urteilsfindung kommen. Folglich thematisiert das Fach Sozialkunde aktuelle Probleme des politischen Lebens und gesellschaftlichen Wandels und untersucht sowie beurteilt prominente Phänomene, um schließlich die Schüler*innen dazu zu befähigen, sich aktiv an der Gestaltung des Zusammenlebens zu beteiligen, dessen Herausforderungen zu bewältigen und schließlich selbst zu gestalten.
Bereits in den ersten Unterrichtsstunden setzen sich die Schüler*innen mit altersrelevanten gesellschaftlichen Themen wie dem Wandel der Familienstrukturen, dem eigenen Mitspracherecht zu Hause und in der Schule oder den speziellen Voraussetzungen des Jugendalters auseinander. So geraten nach und nach auch politische Inhalte in den Fokus.
Die Grundlagen der Demokratie, welche sich auf politischer Ebene entfalten, können so schrittweise thematisiert werden. Wie funktionieren Wahlen? Welche Aufgaben haben Parteien und wie wird man eigentlich Bundeskanzler*in? Sind die Grundlagen gelegt, weitet sich der Blick über den Tellerrand hinaus. Es gilt die nationale Politik mit den internationalen politischen Herausforderungen im Kontext von Krieg, Frieden und Terrorismus zu untersuchen. Was ist möglich? Wo gibt es Grenzen? Beides kann, soll und darf hinterfragt werden – dazu bietet der Sozialkundeunterricht Raum.
In Vorbereitung auf das Abitur werden Themen der Soziologie, der Jurisprudenz und der Politikwissenschaften vertieft. Gesellschaftlicher Wandel und Migration finden in den Analysen und Bewertungen ebenso Raum wie Fragen nach der Legitimation von Kriegseinsätzen, Verletzungen von Menschenrechten auf internationalem Gebiet oder ethischen Frage wie z.B. zur Legitimation der Sterbehilfe. Kontroversität, Facettenreichtum und eine demokratische Gesprächskultur prägen die oft leidenschaftlich geführten Diskussionen, welche Ausdruck des demokratischen Lebensgefühls der Schüler*innen sind.
Das Fach Sozialkunde lebt ab der ersten Unterrichtsstunde davon, dass die Schüler*innen ein Mindestmaß an politischem Interesse entwickeln dürfen und können. Insbesondere hinsichtlich eines absehbaren Wahlalters ab 16 Jahren ist es von äußerster Wichtigkeit, dass die Schüler*innen nicht nur die Grundlagen der Demokratie verstehen, sondern sich in der Lage fühlen, diese in ihrem Sinne zu nutzen. Dies setzt eine aktive Unterstützung auch außerhalb des schulischen Kontextes voraus. Der Zugang zu seriösen Nachrichten oder Onlineportalen bildet eine gute Voraussetzung, denn mündige Bürger*innen sind in der Lage, sich aufgrund von Informationen selbst eine Meinung zu bilden: für eine Gesellschaft der Freiheit, Gleichheit und Weltoffenheit.